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Brief von Ex-Generalkonsulin Dr. Nelly Marianne Wannow

Rede

Sehr geehrte Frau Generalkonsulin,
liebe Frau Pieper,

von Herzen möchte ich für Ihre Einladung zur Feier des 100. Jubiläums der Eröffnung eines Generalkonsulats in Danzig danken. Leider möchte ich aus gesundheitlichen Gründen, mit jetzt im beginnenden 86. Lebensjahr stehend, die für mich beschwerliche Reise nicht mehr machen. Ich werde am Montag, 3. Februar 2020 mit meinen Gedanken bei Ihnen und allen Mitfeiernden sein.

Auch wenn meine Tätigkeitszeit in Danzig nun schon 27 Jahre zurückliegt, werde ich sie niemals vergessen. Dabei denke ich besonders auch gerne an die vielen Begegnungen mit Menschen, die damals als neue Danziger dort neue Heimat gefunden hatten, nachdem sie ihre alte Heimat verlassen hatten. In meiner Wohnung in der Senioren-Residenz AUGUSTINUM sind die Wände überwiegend mit Bildern von Danzig geschmückt, die ich von diesen Menschen geschenkt bekam.

Im Februar 1920 war meine im Jahre 1901 geborene Mutter in Danzig bei der Spedition Johannes Ick tätig, die der Agent des Deutschen Lloyd war und auch eine Niederlassung in Hamburg hatte. Ich besitze noch das handschriftliche Zeugnis des Reeders Johannes Ick, das er später für meine Mutter schrieb. Noch vor ihrer Heirat war meine Mutter dann lange Jahre bei der Pelz- und Rauchwaren Firma Fritz Schulz tätig, bis Fritz Schulz nach einem Autounfall erkrankte. In dem sehr beeindruckenden Film „Der Pianist“ sieht man dann später Fritz Schulz, hoch am Stock gehend, wie er zahlreichen Polen Unabkömmlichkeitsbescheinigungen ausstellte und sie vor der Vernichtung bewahrte.

Mein Vater, der 1891 geboren war und 1935 verstarb, versuchte im Februar 1920 seine als Feldartillerieoffizier im Ersten Weltkrieg vergessenen Rechtskenntnisse im juristischen Vorbereitungsdienst in Danzig und in Tiegenhof und in der Anwaltsstation bei seinem Onkel, dem Justizrat Dr. Richard Wannow in Zoppot, wiederaufzufrischen, um später – mit Unterbrechungen u.a. bei einem 1-jährigen Aufenthalt in New York – im Zolldienst des Senats der Freien Stadt Danzig zu wirken.

Am 23. März 2020 jährt sich zum 75. Male der Abschied von unserer Wohnung in Danzig-Langfuhr mit dem Schiff „MARS“ vom Werftpier in Danzig, das jetzt als Museumsschiff in Königsberg liegt.

Mit herzlichen Grüßen vom Rhein bin ich in Gedanken bei Ihnen!

Ihre

Nelly Marianne Wannow




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