Die deutsche Minderheit in Polen zählt nach eigener Schätzung ca. 300–350.000 Personen. Nach der 2011 durchgeführten Volkszählung haben sich zur deutschen Minderheit 148.000 Personen bekannt. Die Angehörigen der Minderheit leben vorwiegend in den Woiwodschaften Oppeln, Schlesien und Ermland-Masuren. Darüber hinaus gibt es Gruppen in den Woiwodschaften Niederschlesien, Pommern, Westpommern, Lebuser Land und Großpolen. Auch in Lodz leben noch einige Nachkommen der ehemals großen deutschen Bevölkerungsgruppe.
Die deutsche Minderheit nimmt aktiv am politischen und kulturellen Leben Polens teil. Daneben pflegt sie ihre besonderen Traditionen. Ihre Rechte sind durch Art. 35 der Verfassung der Republik Polen garantiert. Am 6. Januar 2005 wurde vom polnischen Sejm ein Gesetz über nationale und ethnische Minderheiten sowie Regionalsprachen verabschiedet. In Umsetzung dieses Gesetzes wurde am 21. September 2005 ein gemeinsamer Ausschuss der Regierung und nationaler und ethnischer Minderheiten etabliert, in dem auch Vertreter der deutschen Minderheit beteiligt sind. Das Minderheitengesetz bildet die Grundlage der Förderung der deutschen Minderheit im Sprach- und Kulturbereich durch die polnische Regierung, Kulturprojekte fördert das polnische Innenministerium. Das Bildungsministerium unterstützt verstärkten Deutschunterricht und bilingualen Schulunterricht für Kinder der Minderheit finanziell.
Organisiert ist die deutsche Minderheit in vielen Organisationen, vor allem den örtlichen Freundschaftskreisen, die sich Anfang der neunziger Jahre nach der politischen Wende gründen konnten. Als Dachverband fungiert der Verband der sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), dem die überwiegende Mehrheit der Organisationen angehört. Der Sitz des VdG ist Oppeln. Der Vorsitzende des VdG ist Bernard Gaida.
Die deutsche Minderheit ist nach den Parlamentswahlen 2011 mit einem Abgeordneten im polnischen Sejm vertreten. Ryszard Galla wurde auf der Wahlliste der Minderheit im Wahlkreis Oppeln gewählt. Seit den Regional- und Kommunalwahlen 2014 hält sie sieben Mandate im Oppelner Sejmik und bildet mit PO und PSL die Regierungskoalition in der Woiwodschaft Oppeln. Auf kommunaler Ebene stellt die DMI Landräte, Kreistagsabgeordnete und Bürgermeister.
Die Bundesregierung unterstützt die deutsche Minderheit in Polen in ihrer kulturellen Arbeit und bei der Wahrung ihrer Identität. So entsendet das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) Kultur- und Medienmanager und unterstützt bilinguale Kindergartenangebote. Deutsch als Sprache der Minderheit wird durch das Goethe-Institut Krakau gefördert, der DAAD bietet Stipendien für Angehörige der deutschen Minderheit an. In den Minderheitengebieten sind zahlreiche von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen im Bundesverwaltungsamt (BVA-ZfA) entsandte deutsche Lehrkräfte tätig, die einen wichtigen Beitrag zur Pflege der deutschen Sprache leisten.
Gemeinsam mit Vertretern der Minderheit stehen die Bundesregierung und die polnische Regierung am „Runden Tisch zu Fragen der Förderung der deutschen Minderheit in Polen und der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland“ im Dialog zu deren Anliegen.
Stand: Januar 2015